Fruktan und Hufrehe: Ein gefährliches Duo
Fruktan und Hufrehe: Ein gefährliches Duo Hufrehe ist eine schmerzhafte Erkrankung, die Pferde stark beeinträchtigen
Die Weiden, auf denen unsere Pferde heute stehen, sind nicht mehr mit denen von vor 200 Jahren zu vergleichen. Durch die heutige Hochleistungs-Milchviehwirtschaft wurden vor allem energie-, protein- und zuckerhaltige Grassorten angebaut, die für Kühe zwar optimal, für Pferde dagegen ungeeignet sind. Die Wildpferde waren es gewohnt, sich von kargen Wiesen mit struppigen Büschen zu ernähren. Deshalb ist das Grasangebot für unsere Hauspferde meist zu üppig. Eben diese gesäten Grassorten enthalten meist sehr viel Fruktan, das problematisch für Pferde sein kann.
Fruktan ist ein langkettiges Kohlenhydrat, das der Pflanze als Energiespeicher dient, wenn überschüssige Energie gespeichert werden muss. Es entsteht bei der Photosynthese. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn es sonnig ist, aber die Temperaturen niedrig sind, sodass die gewonnene Energie nicht direkt zum Wachsen verwendet wird und deshalb vorerst gespeichert wird.
Fruktane werden bevorzugt im Dickdarm durch Bakterien verstoffwechselt und sind rasch fermentierbar. Bei großer Aufnahme kann es zu einer Verschiebung der Darmflora kommen. Der Anteil kohlenhydratspaltender Bakterien wächst zum Nachteil der Rohfaserspaltenden. Diese sterben vermehrt ab und geben Endotoxine frei, welche über die geschädigte Darmwand in den Blutkreislauf gelangen.
In der Huflederhaut führen die Toxine zu kleinen Blutgerinseln und verschlechtern so die Durchblutung. Diese Mechanismen können zur Entstehung einer schmerzhaften Hufrehe beitragen. Lange dachte man, dass Eiweiß der Auslöser für eine fütterungsbedingte Hufrehe ist, doch diese Annahme ist heute überholt. Natürlich hängt die Entstehung einer Hufrehe mit weiteren Faktoren wie Vorerkrankungen, schlechter Hufsituation oder einer allgemein zu kohlenhydratreichen Fütterung zusammen. Zudem diskutiert man, inwiefern mit Gräsern in Symbiose lebende Schimmelpilzgifte (Endophyten) einen Einfluss haben.
Grundsätzlich gilt: Wenn das Gras nicht wachsen kann, speichert es mehr Fruktan.
Das ist zum Beispiel der Fall, wenn es zu kalt oder zu trocken ist. Im Mai, zu Beginn der Weidezeit und im Herbst, zum Ende der Koppelsaison, werden die Höchstwerte an Fruktan gemessen, da das Gras um diese Zeit schlechter wachsen kann. Im August und September sind die Werte dagegen meist am niedrigsten.
Sandra Dahlhoff hat in ihrer Dissertation 2002 festgestellt, dass der Fruktangehalt stark von der Durchschnittstemperatur der vergangenen 48 Stunden abhängt. Steigt die Temperatur, so sinkt der Fruktangehalt. Daneben hängt der Fruktangehalt im Gras vor allem mit der Durchschnittstemperatur in der Nacht zusammen. War es kälter als 8°C, war das Risiko grundsätzlich höher. Handelt es sich bei der vergangenen Nacht eher um eine wärmere Nacht, ist das Risiko etwas geringer, außer es war lange trocken. Immer dann, wenn das Gras wächst, sinkt der Fruktangehalt.
Besonders problematisch ist folgende Situation: Viel Sonne und Frost bzw. Kälte. Die Photosynthese kann hier ablaufen, aber die produzierte Energie wird nicht in Wachstum umgewandelt.
Entgegen der landläufigen Meinung unter Pferdehaltern ist kurzes, abgefressenes Gras besonders fruktanreich, da es gestresst ist, kaum wachsen kann und deshalb Fruktan anreichert. Regelmäßiges Mähen der Wiesen auf ca. 15 cm kann dagegen helfen, den Zuckergehalt im Gras zu reduzieren.
Es mag vielleicht überraschend klingen: Auch der Einsatz von stickstoffhaltigem Dünger im Frühjahr hilft gegen hohe Fruktankonzentrationen, da die heutigen zuckerreichen Hochleistungsgräser wie Deutsches Weidelgras oder Wiesenschwingel nur auf nährstoffreichen Böden gut wachsen können. Wenn die Nährstoffe fehlen, ist die Pflanze gestresst und produziert Fruktan.
Außerdem gilt zu bedenken, dass natürlich auch Raufutter (also z. B. Heu) Fruktan enthält. So können bis zu 80% des Fruktans aus dem Gras im Heu landen. Besonders aufpassen sollte man beim ersten, frühen Schnitt und beim kurzen zweiten Schnitt. Das Waschen des Heus in warmem Wasser spült den Zucker aus dem Heu. Hier gilt: mindestens 30 Minuten. Aber Vorsicht: Gleichzeitig können sich Bakterien explosionsartig vermehren.
Deutsches Weidelgras und Wiesenschwingel gelten als besonders reich an Fruktan. Fruktan wird meist vor allem im Stängel eingelagert. Fruktanarm sind dagegen Wiesenlieschgras, Rotschwingel, Wiesenfuchsschwanz und Knaulgras. Typischerweise ist auf deutschen Weiden eine Mischung aus den verschiedenen Grassorten zu finden.
Um zu bestimmen, ob eine Weide ein hohes Fruktanrisiko besitzt, ist neben der Kenntniss über die Düngung, das Vegetationsstadium, die Nutzungsintensität und das Wetter, auch die Gräserzusammensetzung zu beachten.
Grünland besteht aus drei verschiedenen Überkategorien von Bewuchs: Gräser mit einem Anteil von 70-80%, Kleeartige mit 10-15% und Kräuter auch mit 10-15%. Hier soll es um den Hauptbestand, die Gräser gehen und deren Fruktangehalte.
Und woher weiß ich, wann das Risiko hoch ist?
Es gibt verschiedene Faktoren die eine Rolle bei der Bestimmung des Fruktan Risikos spielen. Einige Faktoren wirken sich positiv, andere wiederum negativ auf den Fruktangehalt aus. Hier findest du die wichtigsten Faktoren aufgelistet.
Eine Pflanze kann nur gut wachsen, wenn sie alle dafür notwendigen Nährstoffe zur Verfügung hat. Eine Stickstoffdüngung kann somit den Fruktangehalt niedriger halten, ebenso eine intensive Nutzung. Die Düngung mit Kalium hingegen sollte gering gehalten werden, weil dadurch der Fruktangehalt ansteigen kann.
Unterschiedliche Grassorte, unterschiedlicher Fruktangehalt! Stimmt das wirklich? Grasarten wie deutsches oder welsches Weidelgras und Wiesenschwingel bilden einen erheblich höheren Anteil an Fruktanen als Energiespeicher. Wiesenlieschgras und Knaulgras speichern dagegen eher weniger Fruktan. Zu beachten ist aber, dass es auch Unterschiede in den jeweiligen Sorten der Pflanzenarten gibt. So existieren auch fruktanarme Weidelgrassorten.
Sät man z.B. eine Wiese neu an, sollte auf eine Mischung aus fruktanarmen Gräsern und/oder Sorten geachtet werden.
Man soll erst dann Anweiden, wenn das Gras “Bierflaschenhoch” ist. Aber Warum? Egal wie hochgewachsen das Gras ist, die untersten 8 cm enthalten den höchsten Zuckergehalt. Demnach sollte die Graslänge einer Pferdeweide stets mehr als 8 cm betragen. Ein extrem kurzer Verbiss sorgt für massiven Stress im Gras und führt auch zu einer höheren Fruktaneinlagerung. Das ist besonders wichtig, da häufig die landläufige Meinung herrscht, dass abgefressene Weiden harmlos wären.
Die jahreszeitlichen Schwankungen der Fruktankonzentration hängen von Faktoren wie Temperatur, Lichtintensität, Vegetationsperiode, Pflanzenart und Sorte ab.
Im Mai kann es zu höheren Fruktan-Gehalten kommen, dadurch dass genügend Wasser, Nährstoffe und schon relativ viel Sonneneinstrahlung stattfindet, aber aufgrund von teilweise noch sehr niedrigen Temperaturen ein Energieüberschuss entsteht, der noch nicht zum Wachsen verwendet werden kann. Diese Energie wird dann erstmal in Form von Fruktan gespeichert. Über den Sommer sind zwar immer noch Unterschiede in den Konzentrationen vorhanden, aber insgesamt sind die Werte deutlich geringer. Ein zu trockener Bestand, der aufgrund von Wassermangel die produzierten Zucker nicht ins Wachstum stecken kann, speichert auch höhere Fruktanmengen ein. Generell kommt es zum Ende Sommer bis Herbst wieder zu erhöhten Gehalten, aufgrund von abnehmenden Temperaturen bei noch hoher Lichtintensität.
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